Romberg, Foto: pixabay

Der Teufel steckt im Detail oder Murphy’s Law des Stadtgärtners!

von Jens

Der Traum von blühenden Oasen auf den Dächern der Großstädte, von grünen Inseln in den Hofschluchten der ehemaligen Mietkasernen, ist eine Vorstellung die in den letzten Jahren immer mehr zu einer urbanen Realität geworden ist.

Unter den Schlagwörtern, „Guerilla Gardening“ oder „Urban Gardening“ werden die Städte unseres Landes nach allen Regeln der gärtnerischen Kunst begrünt, bepflanzt und rekultiviert. Ein bisschen das Gefühl haben, etwas aus eigener Hand zu schaffen oder dem täglichen Stress seine eigene Entspannungsoase entgegenzusetzen sind nur einige Motive, die den Enthusiasmus der Städter entfacht.

Mit einer vagen Vorstellung im Kopf, einer Idee, beginnt in den meisten Fällen die Mission Balkon- oder Terrassenoase. Motiviert und mit den besten Absichten, beginnt der Einkauf. Kräuter, Obst und Gemüse, gerne in Bio-Qualität, Erde, Pflanzgefäße und Dünger, ebenfalls gerne in Bio-Qualität und noch ein paar blühende Pflanzen, je nach Geschmack, um dem Ganzen auch ein bisschen Flair zu geben.

Puh – sehr anstrengend, aber man wird nach getaner Arbeit auch mit einem sichtbaren Ergebnis belohnt. Die Tage verstreichen, man genießt die ersten warmen Sonnenstrahlen in seiner eigenen Oase des Glücks und sieht den zarten Pflänzchen beim Wachsen zu. Da, ganz plötzlich, der erste Schock, Schädlinge! Nicht so schlimm. Nach ausreichender Recherche oder einer Beratung im Gartenfachmarkt, kommt man den Biestern schnell bei. Sei es durch biologische Pflanzschutzmittel, Nützlinge oder dem stets effektiven Schneiden, dämmt man die Bedrohung schnell ein. Dem stillen Glück steht nichts mehr im Weg – fast nichts; außer den kleinen, feinen Details, die mitunter desaströse Wirkungen haben können.

Eines dieser kleinen Details ist das Pflanzgefäß. Die eigene Pflanzoase soll ja nicht nur einem ökologischen Zweck dienen, nein sie soll bitte auch Stil haben und optisch überzeugen können. Ein Klassiker dieser Stilelemente ist das Zinkgefäß. Egal ob als Kasten, Schale oder große Pflanzwanne, es überzeugt durch seinen rustikalen Charme. Neben der Tatsache, dass diese Gefäße in der Regel kein Ablaufloch haben und die Pflanze schnell durch Übernässung einen Wurzelschaden erleiden kann, sind diese Gefäße auch hervorragende Wärmeleiter.

Was passiert nun, wenn bei 30°C die Sonne sechs und mehr Stunden dieses Zinkgefäß bestrahlt? Richtig, es erwärmt sich und leitet die Wärme an die Erde, sprich den Wurzelballen, weiter. Sollte noch Restfeuchtigkeit im Gefäß sein, so haben wir uns einen wunderbaren  natürlichen Kochtopf geschaffen, in dem die Wurzel an einem dieser heißen Tage schlicht verkocht. Bereits am nächsten Tag lassen unsere Pflanzen ihre Triebe und Blätter hängen, weil die Wurzel durch die immensen Schäden ihre Aufgaben der Wasser- und Nährstoffversorgung nicht mehr erfüllen kann. Den gleichen Effekt erzielen wir im Übrigen auch mit den Trendfarben schwarz und anthrazit im Bereich der Kunststoffpflanzgefäße.

Ein weiteres Detail ist die Erde. Kräuter und Gemüse möchten wir gerne natürlich wachsen lassen und entscheiden uns gerne für Bio-Erden oder Kompost. Bio-Erden enthalten keinen Torf, um die Moore zu schonen und werden normalerweise organisch aufgedüngt. Statt Torf verwendet man nun in solchen Erden einen höheren Kompostanteil, sowie Tone. Diese Kombination ist aber für unsere weichen Kräuter wie Petersilie, Schnittlauch, Basilikum, Koriander usw. eher nachteilig. Die Erde ist erstens viel zu schwer und zweitens vernässt sie beim Gießen zu stark. Unsere Kräuter können gar nicht richtig einwurzeln und sich entfalten. Insofern neigen sie dazu schlecht zu wachsen und schnell zu vergilben. Abhilfe schafft in diesem Punkt das Einmischen von Sand, um die Erde leichter und durchlässiger zu gestalten.

Ebenfalls in die kleinen Details, fällt das Gießverhalten, das Düngen und die Standortwahl. Nicht alles lässt sich problemlos miteinander kombinieren und pflanzen. Schnittlauch zum Beispiel gibt über dem Boden seinen Geschmack an andere Pflanzen ab, Basilikum mit Schnittlauchgeschmack ist demnach nur etwas für echte Liebhaber. Wir sollten auch die Vorlieben der Pflanzen für Schatten, Halbschatten und Sonne beachten, denn auch Pflanzen können durch UV-Strahlung Sonnenbrand bekommen. Wenn Pflanzen schwächeln ist es selten gut, wenn man diese großzügig mit Wasser beschenkt. Man sollte eher das Gießen einschränken, da meistens ein Wurzelschaden vorliegt, der durch übermäßiges Gießen nur verstärkt wird. Kleine Wassergaben morgens und abends haben in diesem Fall einen größeren Effekt.

In diesem Sinne ein erfolgreiches Gärtnern!

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Jens Packwitz ist leitender Berliner Pflanzendoktor, Pflanzenschutzexperte beim Deutschen Bauernverlag (Gartenflora), sowie Gastdozent an der Königlichen Gartenakademie

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