Marienkäfer

Das kleine Nützlings-ABC

von Jens

Naturnahes Gärtnern rückt immer mehr ins Bewusstsein Vieler, damit verbunden ist ebenfalls der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel. Pflanzen werden inzwischen gesund „ernährt“, um möglichst eine hohe Widerstandkraft gegen Schädlinge und Pilzinfekte aufzubauen. Neben dem biologischen Düngen sind Pflanzenstärkungsmittel inzwischen unverzichtbar geworden, sodass die Brennnesseljauche, der Schachtelhalmextrakt wie auch die Braunalgenbrühe einen zweiten Frühling erleben. Wenn es dann doch irgendwann brenzlig wird, nimmt man liebend gerne die Hilfe von Nützlingen an, statt auf die chemische Keule zurückzugreifen.

Wer was wie wo und wann tut, klären wir in den folgenden Zeilen.

Die Auswahl an Nützlingen, gerade im Profibereich, hat seit den letzten Jahren vergrößert. Ein paar dieser nützlichen Tierchen haben es auch in die Sortimente für den Hobbygärtner geschafft. Meistens in Form von Bestellkarten, die man im Gartencenter erwirbt, oder auch per Online-Bestellung auf den Züchterseiten, kann man die biologischen Helfer bekommen. Die meiste Nachfrage besteht konstant bei Problemen mit Blattläusen, Spinnmilben sowie dem gefurchten Dickmaulrüssler. Aus diesem Grund konzentrieren wir uns zuerst auf diese drei Schädlinge und deren Gegenspieler.

Marienkäfer

Der klassische Marienkäfer ist nicht unbedingt ein Blattlauskiller.

Im Gegensatz zur weitläufigen Annahme ist der Marienkäfer sowie dessen Larve nicht unbedingt der produktivste Vernichter von Blattläusen. Er hat vielmehr seine Stärken bei Woll- und Schmierläusen. Blattläuse im Freiland kann man sehr effektiv in Schach halten mit der Florfliege (Chrysoperla ssp.), auch Goldauge genannt. Sie siedelt sich zwar nicht im Schadgebiet an, beginnt jedoch sofort mit ihrer Arbeit und vertilgt Unmengen von Läusen.

Im Innenraum hingegen kann man sich die Dienste der räuberischen Gallmücke erkaufen. Sie siedelt sich im Befallsherd an und beginnt ca. nach 7 bis 14 Tagen mit ihrer Arbeit. Wichtig bei der Gallmücke ist jedoch, dass sie Licht mag und braucht. Dementsprechend sollte bei einer Anwendung in den Wintermonaten eine Zusatzbelichtung für Pflanzen und Gallmücken eingeschaltet werden.

Die Florfliege hingegen liebt Blattläuse...

Die Florfliege hingegen liebt Blattläuse.

Spinnmilben waren in diesem Sommer sehr stark verbreitet und sorgten bei der Masse für einige Ausfälle im Bereich der Balkon- und Terrassenbepflanzung. Der Gegenspieler dieser winzigen Spinnentiere ist die Raubmilbe (Phytoseiulus ssp.). Sie ist etwas größer als die Spinnmilbe und hat einen leuchtend orange gefärbten Hinterleib. Damit sich die Raubmilbe ausreichend vermehrt, benötigt sie eine Luftfeuchtigkeit von 60% und höher. Dann ist die Reproduktionsrate des Nützlings höher als die der Spinnmilbe, somit steht einem Bekämpfungserfolg nichts mehr im Weg.

Zum guten Schluss bleibt noch der gefräßige Dickmaulrüssler. In den Abendstunden beginnt er seine Fraßtätigkeit und bevorzugt dabei Kirschlorbeer, Rhododendron, Liguster oder Eibe. Damit man sich gegen den ungebetenen Gast zur Wehr setzen kann, bedient man sich mikroskopisch kleiner Fadenwürmer, Nematoden. Diese haben es nicht auf den Käfer abgesehen, sondern vielmehr auf seine Larven, die im Boden durch Wurzelfraß schon die ersten Schäden anrichten. Die Bekämpfung erfolgt demnach auch nur zu Zeiten, wenn im Boden die Larven vorhanden sind. Dies ist in der Regel zwischen April und Mai sowie von August bis September der Fall.

Nematoden sind unter dem Mikroskop gut sichtbar

Nematoden sind unter dem Mikroskop gut sichtbar.

Insekten oder Milben sind nicht die einzigen Verteter im Bereich der Nützlinge. Bakterien und Viren werden ebenfalls sehr spezifisch eingesetzt. Im späten Frühjahr beginnt überall die Entwicklung der Falterraupen, die meistens auch sehr gefräßig sind. Natürlich mögen viele davon gerade das leckere Laub von Obstbäumen. Pflanzenschutz und Obst sind zwei Partner, die sich sehr schwer miteinander tun. Aus diesem Grund kann man auf das Bacillus thuringensis aizawai zurückgreifen. Dieses Bakterium infiziert gezielt die Falterraupen ohne weiteren Schaden anzurichten. Vögel, die infizierte Raupen fressen, sind durch das Bakterium nicht betroffen, weitere Nützlinge werden ebenfalls geschont.

Ähnlich sieht es direkt beim Apfelwickler aus. Dort nutzt man das Granulovirus, welches das Falterweibchen befällt und damit die Eiablage in die Äpfel verhindert. Im Profibereich ist die Entwicklung hinsichtlich von Viren und Bakterien bereits weiter vorangeschritten. Neuste Entwicklungen nehmen Pilze mit ins Boot, um gezielt Weiße Fliege, Kohl- und Möhrenfliege zu bekämpfen.

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